Madeira – Eine Trauminsel im Atlantik

Ab in den Urlaub! Ab- und ausspannen von der Arbeit und dem Schwangerschaftsstress. Seit ein paar Jahren hatten wir endlich wieder drei Wochen am Stück Zeit für uns. Die erste Woche verbrachten wir mit zwei Freunden im dunklen dunklen Schwarzwald in der Nähe des Schluchsees. Hier konnten wir Wanderungen genießen, einfach mal am See liegen oder beim abendlichen Grillen die Hausfüchse aus nächster Nähe beobachten. Auch hier nochmal vielen Dank an Marcel und Anna für den wieder sehr unkomplizierten und schönen Urlaub 🙂 .

Doch hier soll es nicht um den Schwarzwald gehen, sondern um die Blumeninsel. Also ab in den TUI-Flieger von FRA nach FUN(chal). Nach diesem 4-stündigen Verkaufsflug landeten wir auf der doch kurzen und gefühlt mitten im Meer liegenden Landebahn. Wir waren da! Direkt danach ging es zur Autovermietung, bei der uns ein Mitarbeiter direkt ein Upgrade zu einem stärkeren Diesel andrehen wollte, da der 60 PS Kleinwagen schon schwierig zu fahren sei auf Madeira. Wir lehnten dankend ab. Kurz danach waren wir mit unserem Peugot 208 auf der Autobahn Richtung Ponta do Sol an der Südküste unterwegs. Ich merkte schnell, dass die 60 PS schon auf der relativ gerade Autobahn gut ausgefahren werden wollten, damit man irgendwie voran kam.

Blick auf das Meer und die Kirche von Ponta do Sol

Google Maps führte uns zunächst auf Hauptstraßen, dann auf immer kleiner und immer steiler werdenden Sträßchen zu unserer Ferienwohnung auf 460 m über dem Meer. Dabei musste schon mal in den 1. Gang geschalten werden und mit Vollgas die Bewohner auf einen aufmerksam gemacht werden.

Garry, unser sehr netter und hilfsbereiter Vermieter, wartete wie abgemacht auf uns und führte uns durch die super neue, saubere und wirklich schöne Ferienwohnung. In der großen Küche kochten wir in den kommenden Tagen häufig und es fehlte fast nichts. Vom Balkon hatten wir einen grandiosen Ausblick auf das Meer und die hügeligen Siedlungen um Ponta do Sol.

Bekannt für Madeira sind die Levadas, schmale Wassergräben, die das Wasser vom Landesinneren an die niederschlagsärmeren Küsten und auf die Plantagen transporieren sollte. Diese wurden schon vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten angelegt und zogen sich teilweise an steilen Bergflanken entlang, sodass beim Bau früher viele Menschen ihr Leben ließen.

Der Weg entlang der Levadas (hier unter Steinplatten) führte häufig an Wasserfällen vorbei

Insgesamt vier Levada-Wanderungen liefen wir in unserer Zeit auf Madeira und jede einzelne hatte ihren eigenen Charme, ihre eigene Vegetation und ihre eigenen Highlights. Auf der Paul da Serra, der Hochebene Madeiras kamen wir einer solchen Wanderung in der Nähe der 25 Fontes an zwei wunderschönen und idyllisch gelegenen Wasserfällen vorbei. Einer (unten rechts) lud einfach zu einem kurzen Bad ein und so hüpfte ich (naja eher nicht ^^) kurzerhand in das kalte, klare Wasser und badete ganze 30 Sekunden mit den Bachforellen.

Sonnenaufgang über den Wolken? Auch das ist auf Madeira möglich und nur eine Frage der Weckzeit! Um 4:45 Uhr stiegen wir mit grooooßen Augenringen aus dem Bett, packten das Frühstück in den Rucksack und fuhren etwas über eine Stunde mit dem Auto in völliger Dunkelheit über kurvige Bergstraßen auf den Pico do Aireiro, den mit 1816 m dritthöchsten Gipfel Madeiras. Laut meiner Internetrecherche ließe sich von hier ein grandioser Sonnenaufgang beobachten. Während der blauen Stunde – die hieß bei uns so, weil sich Kerstin blau fror – baute ich also mein Stativ und Kamera auf und bereitete mich auf das Spektaktel vor. Die Vorzeichen standen gut: über uns noch die letzten Sterne, unter uns die Berge mit den tief hängenden Wolken. Bilder sagen manchmal mehr als Worte, also schaut euch die Bilder einfach an, dann könnt ihr erahnen, welch majestätisches Naturschauspiel das war.

Ca. 30 Minuten vor Sonnenaufgang
Sonnenaufgang!

Die längste Wanderung war eine der am meisten beworbenen unseres Wanderführers. Vom Pico do Arieiro ging es in 5 Stunden zum höchsten Gipfel, dem Pico Ruivo (1862 m), und wieder zurück. Während der Hinweg noch größtenteils im Schatten verlief, drehte die Sonne so weit, dass der gleiche Weg auf dem Rückweg voll in der Sonne lag und uns ordentlich ins Schwitzen brachte! Immerhin waren 1200 Höhenmeter zu absolvieren. Leider war der Weg auch zu unserer Zeit (10 – 15 Uhr) ziemlich überlaufen, was das Naturerlebnis etwas schmälerte. Besonders der Pico Ruivo, der auch von einem Parkplatz in 2 km zu erreichen ist, war ziemlich überlaufen.

Ausblick in der Nähe des Pico Ruivo auf die tiefer hängenden Wolken

Auch wenn es auf Madeira keine größeren Landtiere gibt, hat man doch auf Schritt und Tritt tierische Begleitung. Auf den warmen Steinen in der Stadt oder entlang der Levadas liegen Eidechsen, um sich aufzuladen. Während die meisten sehr Scheu sind, hatte ich bei dieser Model-Echse Glück und bin auf wenige Zentimeter herangekommen. Ein wenig höher noch das Köpfchen – ja genau so bleiben bitte – Perfekt! Ich bedankte mich und verabschiedete mich, da ich noch ein Makro-Date mit einer Gruppe Hummeln hatte, die ich auf dem Natternkopf (oder Stolz Madeiras) treffen wollte.

Diese waren schon so ins Nektar schlürfen vertieft, dass ich 10 Minuten knipsen konnte, um die kleinen haarigen Brummer auf meinem Sensor einzufangen. Hummeln sind doch immer noch die entspanntesten und kuscheligsten Insekten, die ich so kenne

Die Vegetation auf Madeira ist ein Highlight für sich. An den steilen Hängen sind überall Bananenplantagen in Terrassen angelegt. Es wachsen vereinzelt Mangobäume, alle Arten von Gemüse, wilde Maracujas, und und und… Gerade im Sommer blüht alles, die Wanderwege sind gesäumt mit Blumen und blühenden Farnen. Die Wälder bestehen aus Lorbeerbäumen oder Eukalyptusbäumen, sodass man denkt, man ist im Wick Vaporub Wonderland.

Das letzte Highlight, von dem ich hier erzählen möchte, war eine Whale-Watching- Tour mit dem Veranstalter H2O. Diese Ausflüge sind sehr beliebt in Madeira, da es um die Insel ein wahnsinnig großes Aufkommen von über 70 verschiedenen Walarten gibt. Die meisten ziehen auf ihren Wanderungen an der Insel vorbei und sind daher auch nur mit Glück und zu gewissen Jahreszeiten zu sehen. Der schnell und tief absinkende Meeresboden bietet aber auch eine Heimat und ein Jagdgebiet für die exotischen Pottwale, die größten Jäger auf diesem Planeten. Los ging es am Hafen von Calheta, wo schon das Speedboat auf uns wartete. Wir waren schon ziemlich aufgeregt, da wir die Option zum Schnorcheln mit Delfinen dazugebucht hatten. Das ist jedoch aus Artenschutzgründen nur mit zwei Delfinarten möglich. Gemächlich legten wir ab, Kerstin und ich in der zweiten Sitzreihe von vorne, wo es laut Captain am “abenteuerlichsten” wird. Nach einer kurzen Frage, ob alle bereit wären, gab unser Fahrer ordentlich Gas und wir wussten sofort: Das wird eine geile Fahrt! Steil nach rechts legten wir uns in die Kurve und schossen aus dem Hafen heraus. Das Meer war etwas unruhiger und der Himmel leicht bewölkt. Unsere Haare flatterten im schnellen Fahrtwind und auf jede Welle folgte ein tiefer Fall mit hartem Aufschlag im nächsten Wellenloch. Das macht verdammt viel Spaß kann ich euch sagen und jeder, der ein bisschen Adrenalin mag, wird das lieben!

Schon nach Kurzem entdeckten unsere Guides mit Hilfe ihres Spotters an Land die erste Gruppe Delfine. Es war eine große Gruppe kleiner Fleckendelfine, die das Boot schnell interessiert betrachteten und umschwommen. Man hätte sie berühren können, so nah waren sie. Eine unglaublich schöne Erfahrung. Als wir nach 10 Minuten aufbrachen, um die nächsten Wale zu besuchen, wollte die Delfingruppe aber mitkommen und beschleunigte im selben Maß wie unser Boot und lieferte sich ein packendes Rennen. Springend, prustend, wurden wir verfolgt und gewannen nach Kurzem das Rennen. Diese Lebensfreude der Delfine war einfach ansteckend! Nach einer kurzen Fahrt sichteten wir vor uns Grindwale, die bis zu 8 m lang werden können. Diese entspannten Verwandten der Delfine hatten auch Nachwuchs dabei und tauchten immer wieder für ein paar Minuten ab. Im Verlauf der Fahrt beobachteten wir noch eine weitere Gruppe Grindwale, die zusammen mit Großen Tümmlern unterwegs waren, sowie eine weitere Gruppe Fleckendelfine. Wenn man diese unglaublich hohe Anzahl an Sichtungen betrachtet, waren wir auch nur noch ein bisschen traurig, keine gemeinen Delfine gefunden zu haben, mit denen wir hätten abtauchen dürfen. Es war dennoch eines der besten Erlebnisse des ganzen Urlaubs.

Was soll ich sagen. Dieser Blog reicht bei Langem nicht, um die Vielfältigkeit und Großartigkeit dieser Insel zu beschreiben. Wir haben viele großartige Erlebnisse mit nach Hause genommen und werden uns auch in den nächsten Jahren noch gerne und lange daran erinnern.

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