Tiefschnee im Kleinwalsertal
Letzte Woche stand wieder unser Arbeitskreismeeting im Kleinwalsertal bei Oberstdorf an. Wie schon 2017 ging es Ende März in das abgeschnittene österreichische Tal, um alle Gruppenmitglieder auf den gleichen Stand zu bringen und natürlich auch das Team zu stärken. Mittel zum Zweck waren dazu tägliches gemeinsames Ski fahren und die abendliche Seminarrunde mit Beiträgen von jedem Gruppenmitglied, von Masteranden und Doktoranden. Die Woche zuvor wurde schon gebangt, dass die Schneeverhältnisse wieder so miserabel wie im Vorjahr werden, da das Thermometer im zweistelligen + Bereich lag. Dann kam jedoch ein später Kälteeinbruch und damit auch viel, viel frischer, pulvriger Schnee.
Da ich mein lediertes Knie nicht weiteren Risiken aussetzen wollte, bin ich im letzten Jahr nicht Ski gefahren, sondern mit Marcel mal mit und mal ohne Schneeschuhen durchs Tal gewandert. Dieses Mal war seine Schulter allerdings wieder geheilt und so hieß es für mich an 3 von 5 Tagen alleine durch die verschneite Winterlandschaft zu wandern. Die restlichen beiden Tage habe ich mich dazu durchgerungen, nach ca. 10 Jahren auch mal wieder auf Schneebretter zu steigen und mit den anderen die Pisten unsicher zu machen.
- Blende: ƒ/18
- Kamera: Canon EOS 70D
- Belichtungsvorgabe: +2/3EV
- Brennweite: 10mm
- ISO: 100
- Verschlusszeit: 1/200s
Nach einem sehr nebligen Skitag am Mittwoch, waren die Bedingungen am Donnerstag perfekt. Wie im Bild oben zu sehen ist, strahlte die Sonne bis zum frühen Nachmittag. Bei eiskalten Temperaturen von etwa -9 °C am Gipfel waren die Pisten schön hart und erlaubten Carven und Wedeln nach belieben. Schön zu sehen war auch, dass Ski fahren tatsächlich wie Fahrrad fahren ist und man die Automatismen selbst nach einem Jahrzehnt nicht verlernt. Es hat wirklich Spaß gemacht, aber auch das Wandern durch diese verschneite Landschaft hat seinen Reiz und ich hatte noch eine Rechnung mit dem Steinmandl offen…
Nachdem das Wetter schon am Dienstag schlecht war und man ab 1700 m keinerlei Konturen oder Kontraste sehen konnte, musste ich an diesem Tag meinen Aufstieg zum 1950 m hohen Steinmandl leider abbrechen. Da das Schwarzwassertal mit seiner Schwarzwasserhütte (1640 m, leider geschlossen) die besten und fast einzigen Möglichkeiten zum Schneeschuhwandern bietet, entschloss ich mich am Freitag einen zweiten Anlauf zu nehmen, um den Gipfel zu erklimmen.
- Blende: ƒ/7.1
- Kamera: Canon EOS 70D
- Belichtungsvorgabe: +1EV
- Brennweite: 16mm
- ISO: 100
- Verschlusszeit: 1/1250s
nach etwa 1 h 20 min kam ich erneut bei der Schwarzwasserhütte an und hatte schon ziemlich schlechte Laune, da es kräftig schneite und die Sicht ein weiteres Mal ziemlich mies war, sodass zu diesem Zeitpunkt nicht an eine Fortführung der Tour zu denken war. Ich entschloss mich in einem Unterstand 30-45 Minuten zu warten, da die Wetterprognose für diesen Tag eine Aufheiterung vorhergesagt hatte. Allerdings trifft diese gerade in den Bergen mit den vielen Mikroklimata nicht immer zu. Dieses Mal hat sich das Warten allerdings gelohnt, denn der Schneefall hatte aufgehört und ich konnte tatsächlich einige Gipfel sehen. Also bin ich weitergezogen. Das Smartphone mit den Karten und eingezeichneten Sommerwanderwegen nahm ich als Anhaltspunkt für meine Route, da der Schnee deutlich über einen Meter hoch lag und somit Landmarken oder Spuren komplett fehlten. Obwohl meine neuen Schneeschuhe (Tubbs Flex Trk 24) wirklich tadellos funktionierten, war das Gelände sehr fordernd. Eine schwarze Piste hochzulaufen ist sehr anstrengend, eine schwarze Piste im Tiefschnee hochzulaufen ist unglaublich anstrengend! Zwischendurch kamen dann doch wieder Gedanken an einen Abbruch. Aber ich bin hartnäckig geblieben und wollte dem Berg nicht ein zweites Mal den Sieg gönnen. Und so bin ich Meter für Meter weitergelaufen, mal ein Schneefeld gequert, mal steil den Berg hoch, bis ich dann endlich nach einer sehr langen Stunde am Gipfelkreuz ankam.
- Blende: ƒ/3.2
- Kamera: Canon EOS 70D
- Belichtungsvorgabe: +1EV
- Brennweite: 49mm
- ISO: 100
- Verschlusszeit: 1/4000s
Belohnt wurde ich mit aufbrechenden Wolken, etwas Sonnenschein und einem wunderschönen Panorama. Schnell war damit die anstrengende Reise und die Abbruchgedanken vergessen und ein Grinsen schlich sich häufig auf mein Gesicht. Eine Gams lies sich in ca. 200 m Luftlinie auch nicht weiter von dem grünen Männchen stören und döste in der Mittagssonne. Auch an diesem Tag habe ich gemerkt, dass sich Anstrengungen am Ende lohnen können und ich bereue keine Schweißperle.
- Blende: ƒ/7.1
- Kamera: Canon EOS 70D
- Belichtungsvorgabe: +1EV
- Brennweite: 18mm
- ISO: 100
- Verschlusszeit: 1/2000s